50 Jahre Wesel Römerwardt

Fünfzig Jahre Flugplatz Wesel- Römerwardt

Die Geschichte der Flugplatzgründung ist ausführlich dokumentiert durch einen von G. Kostrzewa (erster Vorsitzender zur Zeit der Gründung) 1997 verfasste Chronik. Diese liegt auch im Weseler Stadtarchiv vor (z.T. Quelle dieses Textes). Im Stadtarchiv liegt auch ein Film über den ersten Flugtag von 1955.

Der Flugplatz heute (2005)

Lage und Größe In der Weseler Rheinaue, Bereich Römerwardt, 22m. ü. NN, ca. 30 ha
Status

Sonderlandeplatz (ohne Verkehrspflicht) Zulassung für Motorflugzeuge bis 2000 kg, Motorsegler, Ultraleicht- Flugzeuge und Segelflug.

Darüber hinausgehende Nutzung auf Antrag bei der BR- Düsseldorf z.B. bei PPP- Tagen etc.

Internationale Kennung EDLX
Funkfrequenz 122,025  Wesel Info
Halter LSF- Wesel e.V.
Inbetriebnahme 1955

Vorgeschichte

In der Vorkriegszeit lag in der Römerwardt ein Notanfluggelände der Lufthansa, ausgestattet mit Nachtbeleuchtung. Im Krieg soll das Gelände angeblich kurzfristig als Feldflugplatz für eine Jägerstaffel gedient haben. In der Nachkriegszeit war jeglicher deutscher Flugbetrieb untersagt. Im Jahr 1951 wurde der Segelflug wieder zugelassen, 1955 dann auch der Motorflug einschließlich der Verkehrsluftfahrt.

Planungsphase

Nach der Gründung der Luftsportfreunde Wesel im Jahr 1950 war die Suche nach einem heimatnahen Fluggelände eines der ersten Themen. Wohl angeregt durch o. g. Vorgeschichte richtete sich ab 1952 das Interesse auf die stadtnahe Römerwardt. Eine arbeitsreiche Phase begann. Sie war ausgefüllt mit Gesprächen, Verhandlungen und Korrespondenz mit vielen staatlichen und privaten Partnern. Dies schaffte schließlich die Voraussetzungen, dass eine Arbeitsgemeinschaft niederrheinischer Luftsportvereine mit der Arbeit der Geländevorbereitung beginnen konnte. Zäune und Bombentrichter gab es in Mengen.

Eine Vielzahl von Ideen kamen damals auf. Unter anderem der Wunsch nach öffentlich-privater Trägerschaft, der teilweise gewerblichen Nutzung, der Gründung einer Flugschule und als Besonderheit, die Einrichtung eines Verkehrslandeplatzes für Hubschrauber. Zu dieser Zeit hatte die Sabena derartige Plätze in Duisburg und Dortmund eingerichtet, um den Anschluss an den internationalen Brüsseler Airport zu ermöglichen. Das war vor der Gründung der Lufthansa; danach war das allerdings kein Thema mehr. Die Römerwardt ist heute im wesentlichen dem Luftsport gewidmet.

Die Gründungssituation

Von Beginn an war klar, dass ein Flugplatz nur mit einer Vielzahl von Nutzern wirtschaftlich betrieben werden konnte. Ein derartiger Bedarf war damals gegeben. Für eine Vielzahl von Interessenten gab es bis dahin zu wenige Flugplätze im Rhein- Ruhrgebiet. Die erwartete Flugbetriebszunahme von Düsseldorf-Lohausen bzw. Nutzungsumwidmungen verboten eine Weiternutzung der Flugplätze Essen-Mülheim und Duisburg-Kasslerfeld. Die Flugsportvereine aus Wesel, Duisburg, Bocholt, Dinslaken, Oberhausen und Emmerich entschlossen sich zur gemeinschaftlichen Gründung und später zur gemeinsamen Platzhalterschaft (ehemalige Flugsportgemeinschaft Wesel).

Das Flugplatzgelände lag ursprünglich weiter westlich. Mit Abgrabung des Jachthafens konnte eine stadtseitige Bodensenke (altes Rheinbett) aufgefüllt werden. Der Platz rückte um ca. 250 m näher zur Stadt. Der Brückenweg (Karl-Jatho-Weg) wurde u.a. als Zufahrt gebaut. Ein Hangar kam als Einrichtung des Landes NRW (in städtischer Verwaltung) hinzu und wurde 1956 in Betrieb genommen. Ursprünglich existierte der Platz sozusagen nur als Teilzeit-Flugplatz; wochentags als Fiehweide, mit Elektrozäunen unterteilt. Fläche anfangs ca. 25 ha.

Die Stadt Wesel als Grundbesitzer konnte sich zu dieser Zeit nur zu einer Überlassung der Fläche auf begrenzte Zeit bereit finden. Mögliche Auskiesungen oder Industrialisierungen drohten im Hintergrund. Die mangelnde Perspektive verhinderte den Zufluss weiterer Landesmittel für z.B. einen zweiten Hangar und für Clubeinrichtungen.

Eine Nutzung für Segelflug und Motorflug war von Beginn an möglich. Die ersten Starts (Segelflug) erfolgten am 02.07.1955 mit Gästen der lokalen Presse aus Wesel und Duisburg sowie der hiesigen Polizei. Ein vielbeachteter Flugtag konnte schon am 11.09.1955 veranstaltet werden- unter Beteiligung des Bürgermeisters der US Amerikanischen Partnerstadt Hagerstown (privates Film- und Videomaterial ist erhalten)

Die weitere Entwicklung

In den Folgejahren ergab sich mit zunehmender Nutzung und behördlichen Auflagen die Notwendigkeit zur Vergrößerung der Platzfläche, die im Laufe der Zeit auf etwa 30 ha anwuchs. Ausser dem großen (Landes-) Hangar entstanden im Bereich der ehemaligen Eisenbahnbrücke verschieden Werkstätten, Hangars, Remisen und Clubräume, ebenso die „Tante-Ju“ zum Teil unterhalb der Brückenbögen. Ein lebhafter Wochenend- und Urlaubsflugbetrieb entwickelte sich. Die Landwirtschaftliche Mitnutzung wurde umgestellt auf Nutzung als Schafsweide zu Zeiten ohne Flugbetrieb.

Eine Konsolidierung der Verhältnisse ergab sich aus der von der Stadt Wesel geforderten Übernahme der Platzhalterschaft durch die LSF-Wesel Ende der sechziger Jahre. Eine längerfristige Planungssicherheit stellte sich durch die Aufstellung eines übergreifenden Lanschaftsnutzungsplans (Rose-Herzmann-Plan) für die gesamte Weseler Rheinaue. Danach war 1974 der Abschluss eines Pachtvertrags über 25 Jahre möglich (Verlängerung um weitere 25 Jahre bis 2025).

Durch die späteren Gründungen der Nachbarflugplätze Schwarze-Heide, Kamp-Lintfort und Emmerich, ergab sich eine Abwanderung von Nutzern und damit eine Entspannung der zeitweiligen Überbelegung. Stattdessen entwickelte sich bis heute eine zunehmende Nutzung durch private Flugzeughalter (Motorflug und Segelflug). Eine abnehmende Zahl von Motorflugzeugen (wegen zu hoher Flugbenzinkosten) wurde kompensiert durch günstiger zu betreibende Motorsegler und Ultraleichtflugzeuge, die mit KFZ- Treibstoff betrieben werden.

Einige spektakuläre Großflugtage in den Jahren 1965 und 1967 erreichten traumhafte Besucherzahlen. Ereignisse dieser Art waren später aus verschiedenen Gründen nicht mehr organisierbar. Als ständige Einrichtung ähnlicher Art haben sich ab den siebziger Jahren die attraktiven luftsportlichen Veranstaltungen im Rahmen der Weseler PPP-Tage etabliert; in bewährter Weise jeweils organisiert von der Weseler Stadtverwaltung und dem Platzhalter.

Gegenwärtiger Stand und Ausblick

Segelflug:

Nutzung durch drei Segelflugvereine mit eigener Ausbildungstätigkeit, sowie einer Anzahl von privaten Haltern von Segelflugzeugen.

Motorflug incl. UL und Motorsegler:

Nutzung durch zwei Vereine und einigen Privathaltern. Zur Zeit insgesamt neun Propeller- Flugzeuge
Jährlich Startzahlen in 2004, (Jährliche Maximalwerte in früheren Jahren)

Propellerflugzeuge 1260 (ca. 5000)
Segelflugzeuge 2060 (ca. 8000)

Die Ausbildung und Bestellung von Flugleitern ist von der Bezirksregierung auf den Platzhalter übertragen worden.

Die immer problematische (zu knappe) Hangar Situation hat sich zur Zeit durch Abwanderungen bzw. Hallenvergrößerung normalisiert. Der alte große Hangar ist vom Land NRW auf den Platzhalter übertragen worden (mit allen Lasten und Pflichten). Die meisten der Brückenbogen- Hangars sind mittlerweile ebenfalls in Besitz des Platzhalters, so dass die Stadt Wesel es im wesentlichen, und im Gegensatz zu früher, nur noch mit einem Vertragspartner zu tun hat.

Wie fast alle Sportsparten- und Sportvereine musste auch der Luftsport in jüngster Vergangenheit einen gewissen Mitgliederschwund hinnehmen. Die LSF profitieren von ihrer Sportausübung vor heimatlicher Kulisse. Weseler Bürger und Jugendliche finden so leichter Kontakt zum Luftsport, was zu einer annähernd konstanten Mitgliederzahl führt. Dabei stellt sich die eigene Jugendgruppe als besonders attraktiv und aktiv in vielfacher Hinsicht dar. Der Platzhalter hofft, dass sich auch die Anzahl der anderen Flugplatz Nutzer stabilisiert. Ein sehr positiver Aspekt ergibt sich neuerdings durch eine verstärkte Mitnutzung durch auswärtige Gäste aus anderen Bundesländern und aus den Niederlanden. Dabei stehen Urlaubs- und Freizeitlager im Vordergrund. Der Platzhalter hat deswegen schon Investitionen für weitere sanitäre Einrichtungen vorgenommen.

Unter den genannten Aspekten scheint ein wirtschaftlicher Weiterbetrieb des Flugplatzes auch in absehbarer Zukunft möglich. Voraussetzung dazu ist in jedem Fall die engagierte Arbeit von Vorstand und Mitgliedern der LSF-Wesel, dies in bewährter Zusammenarbeit mit Rat und Verwaltung der Stadt Wesel.

Norbert Liebe
Flugplatzreferent
im Frühjahr 2005