Presseberichte

Segelflieger dürfen in Wesel wieder abheben

Eigentlich hatten sich alle auf Pfingsten gefreut, ihre Segelflieger startklar ge

macht. Doch das Wetter spielte leider nicht mit.

Die wohl schönste Art des Fliegens ist das Segelfliegen. Fliegen wie ein Adler, in der Luft schweben nur mit Hilfe der Natur, das kann man schon seit vielen Jahren auch in Wesel. Der Flugplatz Römerwardt liegt nur rund einen Kilometer vom Weseler Stadtzentrum entfernt. Hier dürfen Segelflugzeuge, Tragschrauber, Flugzeuge bis zwei Tonnen sowie Ultraleichtflugzeuge starten und landen. Der kleine Flugplatz nahe der Rheinpromenade wird gerne von Privat- und Geschäftsfliegern sowie Luftsportlern genutzt.

Achim Strobel, ehemals Vorsitzender und jetziger Vize-Vorsitzender der Luftsportfreunde Wesel-Rheinhausen, blickt in den Himmel. „Heute ist es leider unmöglich, Segelflug zu betreiben“. Pfingstsamstag regnete es stark und auch der Wind wehte kräftig. Der gleichen Meinung waren auch die Mitglieder Esther Franzke und Max Wenzel. Er ist auch Jugendleiter des Vereins und Mitglied im Vorstand. Der kleine Tower ist nur bei regelmäßigem Flugbetrieb besetzt.

Für die Saison gerüstet

„Wir sind für die Saison gerüstet und startklar“, sagte Strobel. Voller Vorfreude verweist er auf die Taufe eines neuen Segelflugzeuges, einem Doppelsitzer, die am 5. Juni vorgenommen werden soll, jedoch coronabedingt in kleinerem Kreise. In den kleinen Hallen stehen acht Segelflugzeuge, zwei Motorflugzeuge sowie ein Ultralightflieger. Hier wurden sie gepflegt und überprüft. Alle Flugzeuge sind startbereit und warten darauf, endlich wieder in Aktion zu treten und ihre Runden über die Hansestadt und den Niederrhein zu drehen. Eigentlich sollte es schon im April losgehen, aber die Corona-Situation machte alles nicht so leicht. Die strengen Hygiene-Regeln müssen auch hier eingehalten werden. Gastflüge durften nicht stattfinden.

Es hätte ein schöner Pfingstausflug werden können, aber das Wetter machte nun mal einen Strich durch die Rechnung. Der Flugstport ist ein Teamsport und muss zuerst abgesprochen werden, wer sich um was kümmert. In der Regel sind zwei bis drei ehrenamtlich arbeitende Fluglehrer vor Ort, die sich um die Ausbildung der Flugschüler kümmern. Die Flugzeuge werden aufgerüstet mit Batterien und Fallschirmen bestückt.

 

Flugtage werden abgesagt

Wie der Jugendleiter mitteilte, ist der Flugsport nicht so teuer, wie man sagt. Die Beiträge für Jugendliche und Erwachsene sind geringer als man meint. Mit 14 Jahren kann man mit dem Segelflug anfangen und ab 16 Jahren kann ein Schein erworben werden. So ein Segelflugzeug kann je nach Gewicht bis zu 600 Kilometer zurücklegen.

Auch in diesem Jahr hat der Luftsportverein Wesel-Rheinhausen seine drei Flugtage im Herbst wegen Corona abgesagt. Dafür wird aber diese Veranstaltung für August 2022 schon vorausgeplant.

Wer mehr über das Segelfliegen und den Verein erfahren möchte und wie man einen Flugschein machen kann, kann sich über die Internetseite www.lsf-wesel-rheinhausen.de informieren.

 

Quelle: https://www.nrz.de/staedte/wesel-hamminkeln-schermbeck/segelflieger-duerfen-in-wesel-wieder-abheben-id232361827.html

Fluglager der Luftsportfreunde Wesel-Rheinhausen

Das Seil wird straff und beschleunigt das Flugzeug. Steil geht es in den Himmel, bis nach ca. 400m Höhe der Flugschüler im Doppelsitzer nachdrückt und das Flugzeug in eine horizontale Fluglage bringt. Das Flugzeug klinkt aus und die Landschaft unter ihm wird sichtbar. Doch nicht wie sonst sieht man die Stadt Wesel und den Auesee unter sich. Im Norden zieht sich das Donautal wie ein tiefer Riss durch die Landschaft. Im Süden sieht man die westlichen Ausläufer des Bodensees, am Horizont erkennt man bei guter Sicht die schneebedeckten Hügel der Alpen.
Die Luftsportfreunde Wesel-Rheinhausen sind in diesem Jahr wieder für zwei Wochen nach Leibertingen auf die schwäbische Alb gefahren. Doch fast hätte das Lager in diesem Jahr nicht stattfinden können. Im Vorfeld wurde aufgrund von Corona intensiv mit den Verantwortlichen vor Ort gesprochen und ein Hygienekonzept auf die Beine gestellt. So konnte nach einiger Zeit und Arbeit doch noch ein Fluglager auf die Beine gestellt werden.

Doch wofür betreibt man den Aufwand, fast alle Vereinsflugzeuge ins über 600 Kilometer entfernte Leibertingen zu bringen?
Sascha Hübers, Fluglehrer und Hauptorganisator des Lagers erklärt: „Das Lager bietet vor allem für die Flugschüler des Vereins die einmalige Gelegenheit, an mehreren Tagen hintereinander konzentriert die Ausbildung voranzubringen, ähnlich wie in einer kommerziellen Flugschule. Außerdem bietet die Alb eine wunderschöne Landschaft und fliegerische Topkonditionen.“
Auch das Wetter hat in den zwei Wochen mitgespielt und wurden fast komplett zum Fliegen mit sehr guten thermischen Bedingungen genutzt. So konnten viele fliegerische Erfolge im Lager verzeichnet werden. Ihre ersten drei Alleinflüge nach doppelsitziger Schulung haben Jan Berends, Felix Burmester, Fabienne Schuldt und Alex Gärtner geschafft. Eine B und eine C-Prüfung (weiterführende Prüfungen während der Ausbildung) und einen 50km und einen 100km Überlandflug (letzter Ausbildungsabschnitt vor der praktischen Scheinprüfung) wurden ebenfalls erfolgreich bestanden.
Auch die schon fertigen Piloten konnten aufgrund der sehr guten Wetterlage viele Kilometer im Segelflugzeug zurücklegen. So gab es zahlreiche Streckenflüge zwischen 100 und 850km, davon alleine sieben über 500km. Insgesamt summieren sich die fliegerischen Aktivitäten auf 670 Flüge mit über 360h Flugzeit. Die wenigen Tage mit schlechterem Wetter konnten genutzt werden, um eine der zahlreichen Sehenswürdigkeiten in der Nähe zu besichtigen (z.b Schloss Sigmaringen) oder am Bodensee schwimmen zu gehen.
„Nicht nur der fliegerische Aspekt steht für uns hier im Vordergrund. Gerade für neue Mitglieder und vor allem Jugendliche ist dieses Lager sehr gut geeignet, um den Verein und seine Leute kennen zu lernen. Deshalb wird hier nicht nur geflogen, sondern auch gemeinsame Aktivitäten mit der Jugengruppe unternommen wie Spieleabende, oder Ausflüge ins angrenzende Freibad“ , sagt Dustin Lambelet, erster Jugenleiter des Vereins. Max Wenzel, stellvertretender Jugenleiter des Vereins ergänzt: „Das Lager zusammen mit vielen weiteren gemeinsamen Aktivitäten der Jugendgruppe in Wesel sorgt dafür, dass der Zusammenhalt der Gruppe untereinander wächst.“
Die Planungen für das nächste Sommerlager laufen bereits, wo es hingeht steht allerdings noch nicht fest.
Wer einmal Wesel und Umgebung von oben sehen möchte, kann einfach und bequem über unsere Internetseite einen Gastflug buchen. Einfach unter www.lsf-Wesel-Rheinhausen.de

Neuer Doppelsitzer für die Luftsportfreunde ...

D-6684

Lokalkompass Wesel vom 18.05.2020

 

Die ASK 21 ist das weltweit erfolgreichste Schulungsflugzeug in moderner Kunststoffbauweise. Seit 1978 wird sie, in verschiedenen Versionen, gebaut und ist Rückgrat zahlreicher Vereine und Flugschulen in der Ausbildung von Piloten, aber auch bei langjährigen Piloten sehr beliebt. Sie ist gutmütig, die Leistungen lassen auch lange Streckenflüge zu und wer es wilder mag, kann bei Geschwindigkeiten von bis zu 280km/h auch Kunstflug mit ihr betrieben.
Auch bei den Luftsportfreunden in Wesel wird dieser Doppelsitzer schon über 30 Jahre eingesetzt. 2012 entschied sich der Verein zur höchsten Einzelinvestition in der Vereinsgeschichte und ersetze die erste „21“ im Verein gegen ein fabrikneues Modell des gleichen Typs. Auch wenn der Verein mit einem Hochleistungsdoppelsitzer vom Typ ASH 25 und dem Vorgänger der ASK 21, der ASK 13, 2 weitere doppelsitzige Segelflugzeuge im Verein unterhält, ist die „21“ mit Abstand der beliebteste Flieger.

So ist es nicht verwunderlich, dass es immer wieder mal Überlegungen gab, den Flugzeugpark um ein zweites Modell des erfolgreichen Seglers zu erweitern. Diese scheiterten jedoch immer wieder am fehlenden Geld und entsprechenden Angeboten. Auf Initiative des ersten Vorsitzenden Sascha Kujath wurde im Sommer ein neuer Versuch gestartet. An eine gänzliche Neuanschaffung war nicht zu denken, aber mit Unterstützung der Vereinsmitglieder und einiger Spenden wäre eine gebrauchte ASK 21 vielleicht finanzierbar. Als die Niederrheinische Sparkasse RheinLippe sich bereiterklärte, das Projekt zu unterstützen, ging es daran, das richtige Angebot zu finden. Ein kleines Team, bestehend aus dem 1. Vorsitzenden Sascha Kujaht, Werkstattleiter Malte Hennig und Fluglehrer Sascha Hübers, durchforsteten Anzeigen und evaluierten den Markt. Schnell fiel der Fokus auf eine „21“ aus den Niederlanden, stationiert am ehemaligen Militärflugplatz Soesterberg. Am 30.08.19 war es soweit, gemeinsam mit Dustin Lambelet und Stefan Kalivoda wurde das Flugzeug besichtigt. Über mehrere Stunden wurden die Akten, die Historie und das Flugzeug selber auf Herz und Nieren überprüft. Anschließend erfolgten die Verkaufsgespräche und am Ende des Tages wurde, klassisch per Handschlag, der Kauf durchgeführt. Anschließend war für die Gruppe noch etwas Zeit für ein Besuch beim nationalen Militärmuseum der Niederlande, welches sich ebenfalls am Flugplatz Soesterberg befindet.

Das Saisonende durfte die heutige D-6684 (Kennzeichen) vertragsbedingt noch in Holland verbringen bevor es dann im November zurück an die Römerwardt ging. Zurück?, richtig, der Flugplatz in Wesel ist nicht neu für den Flieger, sie war hier bereits viele Jahre stationiert und wurde von der Segelfluggruppe Duisburg geflogen. Es war also eine Reise zurück zu den Anfängen.

Die vielen Jahre und tausende Starts hatten aber auch Spuren hinterlassen. Diese sollten bis zum Start der kommenden Saison beseitigt werden. Malte Hennig investierte daher im Winter hunderte Stunden um mit Vereinskollegen den Flieger technisch wieder in Bestzustand zu versetzen. Nachdem am 14.05.20 die Abnahme durch den Prüfer, also so etwas wie dem Flieger Tüv erfolgte, sollte am Abend des Folgetages, nach weiteren Vorbereitungen, der langersehnte Erstflug unter neuem Kennzeichen erfolgen. Aufgrund des enormen Abeitseinsatzes gebührte diese Ehre Malte Hennig, begleitet durch Fluglehrer Hübers. Nach dem ersten Flug stiegen beide Piloten mit einem breiten Grinsen aus. Das Flugzeug fliegt sich hervorragend, da waren sich beide einig. Davon wollte sich dann natürlich auch Vorsitzender und Ideengeber Kujaht überzeugen. Am letzten Wochenende erfolgte dann die „Übergabe“ an die Vereinsmitgliedschaft. Viele Starts folgten bereits und die positiven Rückmeldungen rissen nicht ab. Die neue, alte ASK 21 ist in Wesel angekommen.

Wer den Neuerwerb live kennen lernen möchte ist herzlich eingeladen.
Der Flieger wird sowohl für Gaststarts, aber auch für die Schulung eingesetzt.
Informationen zur Ausbildung erteilt Sascha Hübers gerne unter 0172-3579494, oder per Mail an
sascha.huebers@gmx.de. Allgemeine Infos und die Möglichkeit Rundflüge zu buchen finden sich
auf der Internetseite des Vereins: www.LSF-Wesel-Rheinhausen.de

Bericht aus dem Lokalkompass vom 27.05.2019


LOKALKOMPASS
Ines Wenzel
aus Wesel
27. Mai 2019


ÜBER DEN WOLKEN IST DIE FREIHEIT WOHL GRENZENLOS
Karoline Klomps – eine junge Powerfrau mit großen Zielen
Ich werde von einer jungen Frau strahlend am Flugplatz der Luftsportfreunde Wesel Rheinhausen begrüßt. Karoline Klomps, die jüngste Segelfluglehrerin in Nordrhein-Westfalen, vermutlich sogar ganz Deutschlands. Sie ist gerade erst 20 Jahre jung geworden. „Alle nennen mich Karo“, sagt sie mit einem Lächeln, „Wollen Sie heute auch fliegen?“

Die spontane Einladung zu einem kleinen Rundflug nehme ich gerne an, denn wann hat man schon mal die Chance mit einer so flugbegeisterten, jungen Frau eine Runde über seine Heimat zu segeln. Bevor es in die Luft geht, steht noch der Check der Maschine an. Souverän geht Karo um die Maschine und checkt sie nach einem festen Ablauf. Dann wird die Maschine an den Start gezogen.

Karo ist mit dem Segelfliegen groß geworden, sie war schon als kleines Kind oft mit ihrem Vater am Flugplatz. Bereits mit acht Jahren fing die Karriere am Flugsimulator an und mit 16 Jahren hat sie dann die Segelfluglizenz gemacht, um alleine durch die Lüfte zu segeln.

Der Verein der Luftsportfreunde Wesel Rheinhausen hat schon früh das Talent und die Begeisterung von Karo erkannt und gefördert. So verwundert es nicht, dass der Verein auf die junge Segelfliegerin zugekommen ist und sie gefragt hat, ob sie nicht die Fluglehrerlizenz machen möchte. „Sie ist fliegerisch aufgefallen. Die Disziplin und auch der Charakter müssen für diesen Sport gemacht sein, sonst wäre es zu gefährlich“, so Achim Strobel, der 2. Vorsitzende der Luftsportfreunde, mächtig stolz.

Karoline Klomps war nach dem Abitur mit ihrem Mann für ein halbes Jahr in Neuseeland und studiert nun im zweiten Semester Maschinenbau an der Universität Duisburg Essen. So zielstrebig sie in ihrem Leben und so engagiert sie als Jugendleitern ist, „Das mit der Familienplanung hat definitiv noch Zeit“, sagt sie lächelnd.

Wer also Lust hat, die Segelfluglizenz zu machen, der ist bei Karo in den besten Händen.

Weitere Infos zu den Luftsportfreunden Wesel-Rheinhausen findet ihr übrigens hier: https://www.lsf-wesel-rheinhausen.de/Index.html

Bericht aus dem Lokalkompass vom 13.10.2018

Dixi Klo – Dixi Klo war mein erster Gedanke, als ich den Innenraum der kleinen Propellermaschine vorhin zum ersten Mal sah. Aber natürlich nur der Größe wegen oder vielleicht auch ein kleines bisschen, weil ich mich bei dem Piloten auf dem Weg zum Flieger gerade noch nach dem Vorhandensein von Spuckbeuteln (im allgemeinen Sprachgebrauch meist als Kotztüte bezeichnet, österreich. Speibsacker – der Ausdruck gefällt mir sehr!) erkundigt habe. Obwohl der Einstieg recht hoch war, hatte ich sitzend ein ähnliches Gefühl wie damals, als mein Bruder sich einen tiefer gelegten Manta GT/E zulegte (BEVOR die Manta-Manta Filme herauskamen) und wir Mitte der 80iger damit durch Wesel „cruisten“. Ich überlegte mir beim Reinsetzen also schon, wie ich mit meinem lädierten Rücken später wieder rauskomme. Aber was mache ich überhaupt hier und wie ist es dazu gekommen!?

Wieder mal Ferien – wieder mal kein auswärtiger Urlaub – wieder mal mein plapperiges Mundwerk! Gehe ich doch regelmäßig bei meinen Spaziergängen zum Rhein auch an der Tante Ju vorbei, wo bei schönem Wetter meistens auch ein paar Luftsportfreunde vor ihrem Vereinshaus sitzen. Als freundlicher Mensch grüßt man sich natürlich dann irgendwann mal, darf seinen Hund am hauseigenen Wasserhahn „auftanken“ und unterhält sich mit den anwesenden Hundehaltern dann auch schon mal über Dieselben. Und ZACK (abschweifen und Thema wechseln, auch mitten im Satz= mein Spezialgebiet) ist man auch schon beim Thema Fliegen, den Kosten dafür und überhaupt, wäre ja mal schön Wesel von oben zu sehen. Also: Guten Kurs bekommen, Termin ausgemacht (Heute = Ferienanfangsüberraschung für meinen Sohn) und nachmittags, unter dem Vorwand bei der Tante Ju `ne Cola trinken zu gehen, hin geschlendert. Mein „Kleiner“ ist ja beinahe „aus allen Wolken gefallen“ (der Tandemsprung steht übrigens als nächstes auf seine Wunschliste) und flog dann vor mir seine Runde. Ein Highlight für ihn: Den Steuerknüppel in der Luft übernehmen zu dürfen; habe ICH sofort dankend abgelehnt.

Mir wurde dann so langsam ein wenig mulmig, bin ich zwar schon `zig Male in großen Passagiermaschinen geflogen, stellte ich mir den Flug in so einer kleinen Propellermaschine vor, wie die Fahrt auf dem „Piratenschiff“ damals im Griechenland Urlaub (Kreta), wo das Boot nicht nur nach vorne und hinten schwankte, sondern auch nach links und rechts (Backbord und Steuerbord). Mir war damals soooooo übel, dass ich die ganze Zeit über der Reling hing bzw. unter Deck lag und dann am Zielort angelangt für 200 Mark mit dem Taxi die Rückfahrt antrat. Komisch, aber genau daran musste ich plötzlich denken… Die ersten 3 Kilo hatte ich also schon runter geschwitzt BEVOR ich überhaupt im Flieger saß. Aber NEIN liebe Leute, das wird jetzt hier keine Horrorgeschichte nach der niemand mehr in ein Flugzeug steigen möchte, ganz im Gegenteil!

Jetzt fange ich nämlich an zu schwärmen. Von dem unglaublich sanften Anstieg z.B., von der plötzlichen Leichtigkeit des eigenen Körpergefühls und der atemberaubenden Aussicht. Innerhalb von ein paar Minuten hatten wir unsere Flughöhe von ca. 2000 Metern erreicht (die Tandemspringer müssen auf 4000 hoch!) und flogen erstmal Richtung Xanten am Rhein entlang, dann in zügiger Linkskurve (kurzer Aussetzer sämtlicher Körperfunktionen) zurück, eine großzügige Runde über Wesel und dann kurz gen Ruhrgebiet. Ein Kontrastprogramm, vor allem da man (aufgrund der niedrigen Flughöhe) alles wunderbar sehen konnte. Eine Miniatur-Welt, ein Miniatur-WESEL, Straßen, Gebäude, Plätze, Wiesen, Wälder, Seen, und, und, und… alles wohl bekannt aber nun neu entdeckt. Die neue Perspektive hat eine neue Liebe zur Stadt entfacht und ich bin verzückt, beglückt, entrückt aus der Wirklichkeit…

Wie beschrieb Tania Blixen ihren ersten Flug in ihrem Buch „Afrika – Dunkel lockende Welt“ (verfilmt unter dem Titel JENSEITS VON AFRIKA): „Und später, nicht lange vor Tsavo, machte er mir noch eins, ein unglaubliches Geschenk. Einen flüchtigen Blick auf die Welt durch Gottes Augen. Und ich dachte: Ja, ich begreife, so war`s gemeint...“ – BÄÄÄM – Genau DAS beschreibt so ein Flugerlebnis. Nicht vergleichbar mit den sanften, schnellen Flügen in vollbesetzen, ventilatorleisen Airbussen die uns in ferne Länder bringen. Klein aber fein, etwas rumpelig und laut, aber eben ganz nah dran. Man "schießt" nicht über die Landschaften hinweg sondern gleitet in Zeitlupe darüber. Beim Landeanflug war ich dem Postturm so nah, dass ich nach ihm greifen wollte, flog über unser Haus und meinte meine Nachbarin mit dem Hund Gassi gehen zu sehen. Apropos Landung: In unserer Flughöhe angekommen fragte ich vorsichtig nach, ob wir nicht für immer oben hier bleiben könnten, weil ich so einen Höllenrespekt vor dem Sinkflug hatte; aber der war dann genauso unspektakulär wie der Aufstieg. By the way: Peter M. (unser Pilot, eine Seele von Mensch) strahlte eine Ruhe und Sicherheit aus, die mich vermutlich auch in dem sehr unwahrscheinlichen Fall von Druckabfällen, Turbulenzen oder anderen Panikauslösern wieder beruhigt hätte. Zudem ist er mega sympatisch und unterhaltsam: "Hast du eigentlich schon mal einen Fallschirmsprung gemacht?" "Ich bin Pilot und springe doch nicht freiwillig aus einem fliegenden Flugzeug!" oder "Bin ich eigentlich blass?" "Soll ich mal die Türen aufmachen?" - Herrlich! Mal wieder alles richtig gemacht – YEAH - und nach 9 trockenen, leicht salzig schmeckenden Pizzabrötchen und 2 Gläsern Cola kann ich langsam auch wieder laufen ohne zu schwanken...

Infos und Kontaktdaten zu den Luftsportfreunden Wesel-Rheinhausen findet ihr übrigens hier: https://www.lsf-wesel-rheinhausen.de/Index.html SEHR ZU EMPFEHLEN!

Heike Mühlen
aus Wesel
13. Oktober 2018, 09:14 Uhr

veröffentlicht im Lokalkompass